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Das historische Gebäude der Kunstschule

Historische Gräber auf dem Vluyner Friedhof:
Die Saat-Fachleute der Familie Spickschen

Ein Artikel in der Rheinischen Post vom 24.11.2020 von Sabine Hannemann

Für die Bauern des 19. Jahrhunderts war Peter Minhorst auf dem Schulplatz im heutigen Ortsteil Vluyn die Adresse, wo sie Klee-, Gras- und Feldsaaten kauften. Gleich nebenan befand sich das Wohn- und Geschäftshaus seines Mitbewerbers und Schwagers Gerhard Spickschen.

Das Ehepaar Spickschen hatte vier Kinder: Alfred, Erich, Martha und Hanns. 1918 verstarb Gerhard Spickschen, Sohn Alfred übernahm das Geschäft. Im Volksmund wurde das Haus als „Spickschen-Villa“ bekannt, die in den 1960er Jahren abgerissen wurde. Firma Kremers konnte so ihr Betriebsgelände erweitern. Bereits 1899 baute Peter Minhorst ein kombiniertes Wohn- und Geschäftshaus und spezialisierte sich auf eine Saaten-Großhandlung.

Handelsbetrieb Agasaat Werner Arts und Manfred Gnann, damals Saatenhändler bei Nungesser, gründeten vor knapp 30 Jahren ihren eigenen Handelsbetrieb Agasaat. Das Unternehmen im Vluyner Gewerbegebiet hat sich unter anderem auf Backsaaten spezialisiert. Die Familien Spickschen und Minhorst gehörten neben den Textilfirmen zu den ältesten Firmen vor Ort.

Das Museum Neukirchen-Vluyn ist zur Zeit geschlossen. Ein Blog unter www.museum-neukirchen-vluyn.de informiert über Aktuelles ebenso wie Facebook.

Links vom Haus befand sich für die Anlieferungen und Abholung per Pferdefuhrwerk eine Rampe. Im Gebäude der Familie Minhorst ist heute die Kunstschule zu finden, die mit den architektonischen Besonderheiten ein Hingucker bleibt. Dieses Wohn- und Geschäftshaus mit angrenzender Lagerhalle übernahm Alfred Spickschen schon vor dem Zweiten Weltkrieg. Eine Tatsache, die in der Bevölkerung eher unbekannt blieb. „Beide Geschäfte wurden weiterhin getrennt verwaltet. Neffe Bruckhaus leitete das Minhorst-Geschäft weiter. An sich ein geschickter Schachzug, denn so konnte Alfred Spickschen die Stammkundschaft beider Saatenhandlungen behalten“, berichtet Jutta Lubkowski, Leiterin des Museums in Neukirchen-Vluyn.

Die Villa Spickschen diente der Familie als Wohnhaus. Im Erdgeschoss war das sogenannte Vermehrungsgeschäft untergebracht. Für „Material“ sorgten ortsansässige Bauern, die bei Spickschen unter Vertrag standen. Wildgräser kamen aus dem Odenwald oder dem Hunsrück. Mit rund 100 Sorten, darunter Futter- und Herbstrüben, eroberte sich Alfred Spickschen eine Postion im Großhandel, der an den Einzelhandel verkaufte. Begünstigt wurde der Saatenhandel für Lebens- und Futtermittel durch den Bahnhof Vluyn. Dort kam die Ware waggonweise an und wurde mit Pferd und Wagen in die Lagerräume gebracht.

„Bei verplombter Ware aus dem Ausland musste ein Zollbeamter aus Moers die Sendung freigeben“, so Jutta Lubkowski. Alfred Spickschen beschäftigte damals zwölf Mitarbeiter in den Verwaltungen beider Häuser, zehn im Lager. Hinzu kamen drei Vertreter. Während des Krieges bot Spickschen bei Fliegeralarm einen sicheren Kellerraum. Auf jedem Mitarbeiterspind lag ein Schutzhelm.

Mit Einmarsch der Amerikaner am 3. März 1945 geriet die Saatenhandlung für ein gutes Jahr unter ihre Kontrolle. 1957 starb Alfred Spickschen. In dritter Generation führte Sohn Gerhard das Geschäft weiter, das sich komplett im Minhorstschen Haus befand. Er verkaufte Ende der 1960er Jahre das Unternehmen an Nungesser Saaten, einer 1775 gegründeten Saatenfirma bei Griesheim.

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